Ashtanga Yoga: Entdecken Sie die Praxis & Philosophie dieses traditionellen Yoga-Stils

Ashtanga Yoga ist eine Art von Yoga, die tief in den reichen Traditionen Indiens verwurzelt ist. Ashtanga Yoga bedeutet wörtlich "die acht Glieder des Yoga" und bezieht sich auf die acht Aspekte, die sowohl die praktische als auch die philosophische Grundlage dieses dynamischen Yogastils bilden.

Die Geschichte: von Patanjali bis Sharath Jois

Obwohl die genauen Ursprünge schwer nachzuvollziehen sind, wird Ashtanga Yoga oft dem legendären Yogi Patanjali zugeschrieben, der die Yoga Sutras als Anleitung für die Yoga-Praxis und das spirituelle Wachstum verfasste. In diesem uralten Text werden die acht "Glieder" im Detail besprochen. Sie bilden den Kern des Ashtanga Yoga und bieten eine praktische Anleitung auf dem Weg zu Selbstverwirklichung und innerem Frieden. 

Charakteristisch für den Ashtanga Yoga ist die Weitergabe der Tradition vom Lehrer zum Schüler. So war beispielsweise Sri Tirumalai Srinvasa Tattacharya der Lehrer von Tirumalai Krishnamacharya und dieser wiederum war der Lehrer (oder "Guru") von Sri K. Pattabhi Jois, der als Begründer des modernen Ashtanga Yoga, wie wir ihn kennen, gilt.

Im Jahr 1948 gründete Jois sein Ashtanga Yoga Research Institute, von dem aus er unzählige Schüler das System des Ashtanga Yoga lehrte. Nach erfolgreicher Absolvierung einer intensiven Studienzeit am AYRI erhielten die Schüler von Jois die Erlaubnis und den Auftrag, das Wissen des Ashtanga Yoga in der ganzen Welt zu verbreiten, seit den 1960er Jahren zunehmend auch im Westen.

Nach dem Tod von Patthabi Jois im Jahr 2009 wurde die Linie an seinen Enkel R. Sharath Jois weitergegeben, der heute am K. Pattabhi Jois Ashtanga Yoga Institute (KPJAYI) in Mysore Ashtanga Yoga unterrichtet. Die aktuelle Lehrmethode ist als "Mysore-Stil" bekannt, benannt nach der Stadt, in der sie ursprünglich unterrichtet wurde. Aus dem Ashtanga-Vinyasa-Yoga sind im Westen mehrere Yogastile hervorgegangen, wie z. B. Poweryoga, Vinyasa-Flow und Jivamukti.

Die Popularität von Ashtanga Yoga

Was hat Ashtanga Yoga im Westen so populär gemacht? Die Antwort ist wahrscheinlich in der Vielseitigkeit dieser Tradition zu finden.  Ashtanga Yoga ist bekannt dafür, dass es sehr effektiv ist, Kraft, Flexibilität und Ausdauer zu trainieren und gleichzeitig für Ruhe und einen klaren Geist zu sorgen. Darüber hinaus basiert Ashtanga Yoga auf einer tiefen spirituellen Dimension, die es jedem Praktizierenden ermöglicht, ein tieferes Verständnis für sich selbst und die Welt um sich herum zu entwickeln.

Die Philosophie des Ashtanga Yoga

Ein berühmtes Zitat von Pattabhi Jois lautet: "Ashtanga Yoga ist 99% Praxis und 1% Theorie". Und wenn Sie die Yoga Sutras von Patanjali dazu lesen, werden Sie feststellen, dass der Text in diesem Buch hauptsächlich aus praktischen Anweisungen besteht; Aspekte, die in der Praxis geübt werden sollten.  Die Philosophie des Ashtanga Yoga bildet somit eine unverzichtbare Grundlage für die Praxis und ist in den acht "Gliedern" dargelegt:  

1. Die Yamas
   Die fünf Moralvorstellungen, denen die Praktizierenden des Ashtanga Yoga folgen.

• • Ahimsa (Gewaltlosigkeit) 
  • Satya (Ehrlichkeit) 
  • Asteya (Nicht-Stehlen) 
  • Brahmacharya (Keuschheit) 
  • Aparigraha (Nicht-Gierigkeit)
    

1. Die Niyamas
   Die fünf persönlichen Disziplinen, die dem Praktizierenden helfen, sich zu reinigen und zu entwickeln.

• • Saucha: Reinheit - Dies beinhaltet innere und äußere Reinheit, sowohl körperlich als auch geistig. 
  • Santosha: Zufriedenheit - Kultivierung von Zufriedenheit und Akzeptanz dessen, was ist, ohne den Wunsch nach mehr. 
  • Tapas: Disziplin - Entwicklung von Selbstdisziplin und Entschlossenheit in der Praxis des Yoga.
  • Svadhyaya: Selbststudium - Das Studium heiliger Texte sowie die Reflexion der eigenen Gedanken, Gefühle und des eigenen Verhaltens. 
  • Ishvara Pranidhana: Hingabe an das Göttliche - das Ego loslassen und sich auf eine höhere Macht verlassen, einen spirituellen Aspekt im Leben anerkennen.
    
    

1. Die Asanas
   Asana bedeutet Körperhaltungen und ist der bekannteste Aspekt des Yoga. Es sind Yogastellungen, die ausgeführt werden, um den Körper stärker und flexibler zu machen und das Gleichgewicht zu stärken. 
   
   
2. Pranayama
   Pranayama bedeutet "richtiges Atmen". Es handelt sich dabei um Atemübungen zur Kontrolle und Stärkung der Lebenskraft, Prana genannt. Durch bewusste Atemtechniken kann man den Geist beruhigen und die Energiekanäle öffnen.
   
   
3. Pratyahara
   Pratyahara bezieht sich auf den Rückzug der Sinne, bei dem der Übende lernt, seine Aufmerksamkeit nach innen zu richten und sich von äußeren Reizen zu lösen.
   
   
4. Dharana
   Dharana bedeutet Konzentration, wobei der Praktizierende sich auf ein Objekt oder einen Fokuspunkt konzentriert, den Geist stabilisiert und ihn auf die Meditation vorbereitet.
   
   
5. Dhyana
   Dhyana steht für Meditation, bei der der Praktizierende durch ständige Konzentration und Beobachtung von Gedanken und Empfindungen einen Zustand tiefen inneren Friedens und Klarheit des Geistes erreicht.
   
   
6. Samadhi
   Samadhi ist der höchste Zustand des Bewusstseins und wird oft als Erleuchtung oder Einheit beschrieben. Im Samadhi erfährt der Praktizierende eine tiefe Verbundenheit mit dem Universum und einen Zustand von Zeitlosigkeit und vollkommenem Glück.
   

Obwohl Patanjali den Ashtanga Yoga in erster Linie als etwas für den Geist konzipiert, wird im Studium des Ashtanga Yoga viel Wert auf die Praxis der Asanas gelegt. Sie werden als Grundlage für die Entwicklung der anderen Aspekte gesehen.

Die Ashtanga-Yoga-Reihe 

Neben der strukturierten Philosophie des Ashtanga Yoga gibt es auch eine klare Struktur für die Serien von Yogastellungen und wie sie ausgeführt werden, immer in der gleichen Reihenfolge. Einige Haltungen in diesen Serien werden durch dynamische Bewegungen, die Vinyasas, ergänzt.  

Die Serien bestehen aus einer festen Abfolge von Anfangshaltungen, dann einer Zwischensequenz (Anfänger-, Mittelstufen- oder Fortgeschrittenen-Sequenz) und schließlich einer Serie von Abschlusshaltungen oder der "Abschluss-Sequenz".  

Jeder neue Schüler erlernt die Haltungen der Serie nacheinander. Jedes Mal, wenn eine Haltung gemeistert wird, kommt eine weitere hinzu, bis die gesamte Serie abgeschlossen ist.  Dann kann der Schüler mit den Haltungen der nächsten Serie beginnen.  

Die Yogastellungen sind körperlich recht anspruchsvoll, und eine ganze Serie (einschließlich der Anfangs- und Endhaltungen) dauert im Durchschnitt 1,5 Stunden.

Dies sind die Serien des Ashtanga Yoga:  

• Primary Series - Yoga Chikitsa 

Das bedeutet "Yogatherapie". Diese Serie dient dazu, die inneren Organe zu reinigen, die Wirbelsäule zu stärken, die Flexibilität zu erhöhen und den Körper auf die fortgeschrittenen Serien vorzubereiten. 

• Intermediate Series - Nadi Shodhana 

Nadi Shodhana bedeutet "Reinigung der Energiekanäle" und konzentriert sich darauf, die subtilen Energiekanäle (Nadis) im Körper zu öffnen und die Energie durch intensivere Haltungen wie Rückbeugen und umgekehrte Drehungen auszugleichen.

• Advanced Series - Sthira Bhaga 

Diese Serie ist für sehr fortgeschrittene Praktizierende gedacht und bietet eine eingehende Erkundung der Grenzen des physischen und energetischen Körpers sowie ein tieferes Verständnis der spirituellen Dimensionen des Yoga. Diese Serie ist wiederum in drei verschiedene Serien unterteilt, A, B und C.

Ashtanga Yoga: etwas für Sie?

Haben die obigen Ausführungen Ihre Neugierde geweckt? Dann empfehlen wir Ihnen, Ashtanga Yoga in der Praxis auszuprobieren, um zu sehen, ob es zu Ihnen passt. 

Beachten Sie die folgenden Tipps, um die beste Erfahrung zu machen:

Wählen Sie einen guten Lehrer: 

Ashtanga Yoga ist ein System, das von Lehrer zu Schüler weitergegeben wird. Es gibt viele gute Bücher und Youtube-Videos, aber es ist einfach am besten (und sichersten), diesen Yogastil auf traditionelle Weise zu lernen: von einer oder einem erfahrenen und gründlichen Lehrer oder Lehrerin. 

Die Lehrer, die in Mysore von Pattabhi Jois oder seinem Enkel Sharath ausgebildet wurden, sind von diesen offiziell autorisiert zu unterrichten. Wenn Sie eine solche Person finden, können Sie sicher sein, dass Sie mit einem der besten Ashtanga-Lehrer arbeiten werden. Leider sind nur 17 dieser Personen in den Niederlanden und Belgien ansässig. Sie können sie über diese Datenbank finden: https://sharathyogacentre.com/authorised-teachers-directory/wpbdp_category/

Wenn Sie keine solche Person in Ihrer Nähe haben, gibt es sicherlich andere gute Lehrer. Achten Sie immer darauf, ob Ihr Lehrer ein von der Yoga Alliance anerkanntes Diplom hat. Diese Kurse erfüllen auch einen klaren Standard und hohe Qualitätsanforderungen, so dass Sie sicher sein können, dass Sie am richtigen Ort sind.    

Hören Sie auf Ihren Körper: Hören Sie immer auf die Signale Ihres Körpers, wenn Sie Ashtanga Yoga praktizieren. Respektieren Sie Ihre Grenzen und vermeiden Sie es, die Haltungen zu überlasten oder zu erzwingen. Passen Sie die Intensität Ihrer Praxis an, je nachdem, wie Sie sich an einem bestimmten Tag fühlen. 

Seien Sie konsequent: Konsequenz ist im Ashtanga Yoga unerlässlich. Versuchen Sie, regelmäßig zu üben, vorzugsweise zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Tagen. Wenn Sie konsequent sind, haben Sie den größten Nutzen von Ihrer Praxis und machen die besten Fortschritte. Außerdem können Sie diese Disziplin, mit großer Regelmäßigkeit zu üben, als eine spirituelle Praxis an sich betrachten: und auch darin werden Sie langsam immer besser werden.

Kombinieren Sie mit anderen Praktiken: Obwohl Ashtanga Yoga eine kraftvolle und vollständige Praxis ist, kann es manchmal wertvoll sein, es mit anderen Praktiken wie Yin Yoga, Meditation und/oder Pranayama zu kombinieren. Dies kann helfen, Ihre Ashtanga Yoga-Praxis zu stärken und auszugleichen und einen Lebensstil aufzubauen, der sowohl Ihren Körper als auch Ihren Geist optimal unterstützt.

VII. Fazit

Wir hoffen, dass dieser Blog Ihnen einen guten Einblick in die Geschichte und die Struktur des Ashtanga-Yoga gegeben hat, und wer weiß, vielleicht hat er Sie dazu inspiriert, diesen dynamischen Yogastil für sich selbst zu entdecken. 

Schon bald werden Sie die ersten Vorteile erfahren: mehr Gleichgewicht, Kraft und Flexibilität, und allmählich auch die tieferen Wirkungen: mehr Ruhe im Geist, bessere Konzentration und eine bessere Verbindung mit sich selbst. 

Denn Ashtanga Yoga ist nicht nur eine körperliche Übung, sondern auch ein Lebensstil und ein Weg zur Selbstverwirklichung. Die Praxis des Ashtanga Yoga kann einen tiefgreifenden Einfluss auf Ihr Leben haben und Ihnen helfen, mehr in Kontakt mit sich selbst zu kommen, Ihre innere Stärke zu entdecken und ein Gefühl von Frieden und Erfüllung zu erfahren.   

Sollten Sie dennoch zweifeln, ob Ashtanga der beste Yogastl für Sie ist, lesen Sie dann auch unseren Blog "Die verschiedenen Yoga-Stile erklärt". 

Und wie immer ist der erste Schritt: einfach anfangen. Einer der berühmtesten Sprüche von Pattabhi Jois lautet daher: “Practice Practice and all will come.”